Mit dem Tod konfrontiert
In einem Alten- und Pflegeheim sind nicht nur ältere Menschen. Auch junge Menschen werden hier von tatkräftigem und einfühlsamem Pflegepersonal betreut und begleitet.
Eine Bewohnerin lebt seit einigen Monaten bei uns im Wohn- und Pflegeheim (WPH) auf einer Pflegeabteilung. Ihre Kräfte lassen immer mehr nach, sie mag immer weniger gehen, essen und ihren Alltag gestalten. Nach einem Sturz und einem Krankenhausaufenthalt kommt sie wieder zu uns auf die Station in ihre gewohnte Umgebung. Hier kennt sie sich aus, die Pflegenden kennen ihre Wünsche und sie kann sich sicher und zu Hause fühlen. Aufgrund der starken Schmerzen wird die Schmerztherapie an die Situation der Bewohnerin angepasst und auf eine subkutane Therapie umgestellt. Das bedeutet, dass die Medikamente über einen Katheter direkt unter die Haut verabreicht werden. Dies ist für die Bewohnerin eine Erleichterung, sie muss nichts mehr schlucken und die Schmerzen können professionell und zufriedenstellend eingestellt werden. Im interdisziplinären Team findet ein reger Austausch statt. Der palliative Brückendienst steht uns beratend zur Seite und ist bei Fragen jederzeit erreichbar. So kann die Sterbende ihre letzten Lebenstage im Beisein ihrer Tochter und des vertrauten Pflegeteams verbringen. Sie macht auf uns einen sehr zufriedenen und glücklichen Eindruck, immer wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.
Auch jüngere Menschen sterben
So auch ein junger Mann, der für seine letzten Tage ins WPH kommt. Das Team ist bestürzt, als es erfährt, wie alt der neue Bewohner ist und welchen Leidensweg er hinter sich hat. Hier zeigt sich, wie wichtig eine offene Kommunikation und ein ehrlicher Umgang mit dem bevorstehenden Tod ist. Nicht jeder kann das gleich gut akzeptieren und annehmen, weder im Team noch als Privatperson. Manche brauchen mehr Erklärungen und Verständnis für die nächsten Schritte. Die Erfahrung, die einige Teammitglieder in dieser Hinsicht mitbringen, ist sehr wertvoll.
So kommt der junge Mensch auf unsere Station. Er bringt eine Geschichte mit, Angehörige, die viele Fragen haben, und seine eigenen Bedürfnisse am Lebensende. Das alles unter einen Hut zu bringen, ist oft eine Herausforderung. Hier sind der Palliative Brückendienst und auch die Hospizgruppe Flawil eine willkommene Unterstützung.
Unser sterbende Bewohner ist nachts nicht gerne alleine, hier können die freiwilligen Mitglieder der Hospizgruppe Flawil Abhilfe schaffen. Sie geben ihm Ruhe und das Gefühl, am Ende nicht allein zu sein. Nach kurzer Zeit konnte der junge Mann im Beisein seiner Familie diese Welt verlassen.
Rituale
Als Pflegende entwickelt man eigene Rituale. Wenn jemand gestorben ist, öffne ich das Fenster. Die Seele kann frei sein. Man fragt sich: Wie hat dieser Mensch seine letzten Stunden verbracht? Habe ich alles getan, um diese Zeit für ihn und seine Angehörigen würdevoll zu gestalten? Und oft merke ich: Ja, das Sterben hat nicht immer nur negative Schwingungen, sondern kann auch etwas Schönes, Erfüllendes sein und ist oft mit viel Dankbarkeit verbunden.
Auf unserer Station haben wir auch ein Ritual, das wir gemeinsam durchführen. Wenn ein Bewohner auf unserer Station stirbt, setzen wir uns mit verschiedenen Symbolen auseinander – eine Feder, ein Engel, ein Stück Treibholz. Fotos mit Kerzen, Regenbogen, Puzzleteile, Steinfiguren. Wir teilen unsere Erinnerungen an diesen Menschen und an das, was wir mit ihm verbinden. So nehmen wir Abschied und können später wieder in den Alltag zurückkehren, um unsere Bewohner weiterhin mit viel Einfühlungsvermögen und Wissen zu pflegen und zu begleiten.